APOJET: Foto machen, Wege sparen
Reportage vom 08.05.2018
Mit Hilfe einer neuen Smartphone-App können Patienten ihre Rezepte digital zum Apotheker schicken und sparen sich so doppelte Wege. Das ist besonders im ländlichen Raum eine echte Erleichterung bei langen Anfahrten und vielen älteren Bewohnern. Doch auch in Städten steigt die Nachfrage bereits stark nach der digitalen Lösung.
Wenn das Programm einmal eingerichtet ist, ist die Bedienung sehr einfach
Hans Heinz Keursten steht vor der Praxis seiner Hausärztin im südhessischen Rothenberg. In der linken Hand hält er sein Rezept, in der rechten sein Smartphone. Mit einem kurzen Fingerdruck öffnet er die APOJET-App, fotografiert das Rezept und schickt es an seinen Apotheker ins zehn Kilometer entfernte Hirschhorn. „Jetzt bekomme ich Bescheid, sobald mein Medikament abholbereit ist“, erklärt Herr Keursten und lächelt zufrieden. „So muss ich nicht zweimal die Strecke fahren.“
Im selben Moment erhält Dr. Arnt Heilmann die Nachricht auf dem Computer seiner Hirsch-Apotheke, dass ein Rezeptwunsch eingegangen ist. „Ich kann den Vorgang nun virtuell auslösen – also auch ohne Original das entsprechende Arzneimittel bestellen.“ Denn schließlich hat er durch das Foto alle relevanten Daten parat. Und genau hier liegt einer der Vorteile für den Apotheker: „Meine Kunden konnten natürlich schon immer telefonisch bestellen und sich so die Anfahrt sparen“, erklärt er und schiebt seine Brille zurück. Doch das war mitunter für beide Seiten sehr mühsam: „Ich muss hierbei viele Daten des Rezepts abfragen, von der Nummer der Krankenkasse über das genaue Ausstellungsdatum bis hin zur Info, welche Kreuzchen wo gesetzt wurde.“ Dank APOJET ist das Suchen und Notieren nun Geschichte.
Sonderwünsche per Sprachnachricht
Sobald Arnt Heilmann weiß, wann das Medikament zur Verfügung steht, informiert er seinen Kunden über die App. Dieser muss dann nur noch das Originalrezept in der Apotheke abgeben und kann dann die Bestellung direkt mitnehmen oder sich liefern lassen. Auch das läuft über APOJET und ist insbesondere im ländlichen Raum ein großes Plus, da hier viele ältere und damit nicht mehr so mobile Menschen wohnen. Wer diesen Service wünscht oder dem Apotheker etwas anderes zum Rezept mitteilen möchte, kann das ganz bequem über eine Sprach- oder Textnachricht zusammen mit dem Foto senden. Der Bote weiß dann Bescheid, sammelt zunächst das Rezept ein und wickelt bei späterer Lieferung auch die Zuzahlung ab.
Exklusives Tool zur Kundenbindung
„Wenn das Programm einmal eingerichtet ist, ist die Bedienung sehr einfach“, sagt Hans Heinz Keursten. Und genau das hatten die Experten vom ARZ, dem Apotheken-Rechen-Zentrum in Darmstadt, im Kopf, als sie APOJET gemeinsam mit Apothekerverbänden entwickelten. Seit März 2018 läuft das Pilotprojekt jetzt – und bereits 500 Apotheken nutzen den Service. Ihr Vorteil neben der Arbeitsersparnis: Sie erschließen sich neue Zielgruppen und betreiben optimale Kundenbindung, denn die App ist exklusiv: Nur eine Apotheke kann hinterlegt werden. Daher nutzen nicht nur Apotheken auf dem Land das Angebot, sondern zunehmend auch in Städten. „Die Apotheken bekommen so mehr Stammkunden und die Besucher sparen sich die mitunter langwierige Parkplatzsuche“, erklärt Ralf Geldhäuser vom ARZ.
Arnt Heilmann gehörte zu den ersten Apothekern, die APOJET eingeführt haben. „Als die Rundmail vom ARZ kam, fand ich das gleich hochinteressant und eine gute Erweiterung unseres Botendienstes“, sagt er. Und bei seinen Kunden kommt der neue Service gut an: „Das Feedback ist durchweg positiv – und die App wird tatsächlich generationsübergreifend genutzt, vom Alter her ist von Mitte 20 bis circa 70 alles dabei.“ Für die Zukunft plant das ARZ noch weitere Funktionen: „Viele Nutzer sind chronisch krank, für sie ist ein Medikationsplan sicher sinnvoll – nicht nur als Erinnerung, sondern auch, wenn sie zu anderen Ärzten gehen“, so Geldhäuser. Zudem denken die Entwickler bereits über weitere digitale Lösungen für ihre Apotheken nach.